Lena und das Osterkörbchen
Es war einmal ein kleines Mädchen namens Lena, das mit seiner Familie in einem großen Dorf zwischen einem dichten Wald und großen, weiten Feldern lebte. Lena war ein fröhliches Kind und liebte es, die Stunden draußen zu verbringen und die Natur und alle Tiere um sie herum zu beobachten. Besonders mochte sie die Osterzeit, denn dann gab es überall bunte Eier, Süßigkeiten und fröhliche Feiern im Dorf. Ihre Eltern hatten ihr erzählt, dass der Osterhase jedes Jahr durch den Wald hoppelte und dort für alle Kinder kleine Geschenke versteckte.
Eines sonnigen Frühlingsmorgens, als die Vögel zwitscherten und die Blumen in voller Blüte standen, machte sich Lena auf den Weg in den Wald. Sie trug ihr eigenes kleines Körbchen bei sich, um vielleicht ein paar bunte Eier zu finden, die der Osterhase versteckt hatte.
„Mama, Papa, ich gehe in den Wald, um nach Ostereiern zu suchen!“, rief sie fröhlich und rannte hinaus, bevor ihre Eltern etwas sagen konnten.
Draußen herrschte eine einladende Wärme warm, und der Wald war ruhig und friedlich. Die Sonnenstrahlen fielen hier und da durch das dichte Blätterdach und warfen tanzende Schatten auf den Waldboden. Immer wieder sprangen oder flogen Tiere über die Schatten und fügten ihre eigenen hinzu. Lena hüpfte vergnügt über die moosigen Pfade und summte ein Lied, das sie von ihrer Großmutter gelernt hatte.
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Sie hatte bereits an ein paar Stellen bereits bunte Eier finden können, aber Lena füllte ihr Körbchen auch mit bunten Blumen und hübschen Steinen. Als sie die moosigen Pfade entlanglief, erspähte sie etwas Glänzendes im Unterholz. Lena war sofort neugierig und versuchte, an den Glanz zu kommen. Sie schob vorsichtig die Zweige zur Seite, dabei musste sie aufpassen, dass sie ihre Hose nicht an den Zweigen kaputt machte. Als sie sich weit genug in das Unterholz gekämpft hatte, entdeckte Lena ein kleines, unscheinbares Körbchen. Es war einfach geflochten und schien schon etwas älter zu sein. Das Körbchen war mit zarten, kaum noch erkennbaren Mustern verziert, die aussahen wie Blumen.
„Wie hübsch!“, dachte Lena und hob das Körbchen vorsichtig auf. „Wem das wohl gehört?“ -
Lange Zeit fand Lena niemand anderes im Wald, dem das alte Körbchen gehören könnte. Als sie einen großen Stein fand, setzte sie sich auf ihn und betrachtete ihren Fund genauer. Der Korb war erstaunlich leicht und duftete nach frischen Blumen. „Vielleicht hat es der Osterhase verloren“, überlegte Lena. Der Korb war größer als ihr eigenes Körbchen – so viel größer, dass sie es in den Korb legen konnte.
Lena nutzte die Zeit, um sich ein wenig auszuruhen und ihre anderen Schätze erneut zu betrachten. Die farbigen Blüten und Eier, aber auch die funkelnden Steine. Viele von ihnen waren lustig geformt und Lena wusste, dass Felix, ihr bester Freund, sie besonders gemocht hätte. Normalerweise wäre sie mit Felix zu Ostern in den Wald gegangen. Die beiden hatten immer viel Spaß beim Suchen gehabt und konnten Stunden draußen verbringen. Felix war aber letztes Jahr umgezogen und wohnte jetzt in einer Stadt. Sie schrieben sich manchmal Briefe, aber Lena hatte ihn leider seit dem Umzug nicht mehr gesehen.
„Ich wünschte, Felix könnte diese Steine sehen“, seufzte Lena und rollte einen der Steine in ihrem Körbchen herum. Als sie das sagte, fiel ihr auf, wie der größere Korb anfing zu schimmern.
Lena war sich zunächst nicht sicher, ob nur das Sonnenlicht anders auf den Korb gefallen war. Doch nein: Er leuchtete! Das Licht breitete sich plötzlich aus, sodass sich Lena schnell die Augen zuhalten musste. Doch als sie sie wieder öffnete, staunte sie nicht schlecht.
Felix, ihr bester Freund, stand nun vor ihr im Wald und sah sich erschrocken um. „Lena?“, sagte er verwundert, war aber auch unglaublich glücklich als er sie sah. „Ich bin wieder hier!“, rief er, als er verstand, wohin er gebracht wurde.
Lena, die sich nun auch von ihrem Schreck erholt hatte, umarmte Felix und freute sich riesig. „Das ist unglaublich!“ sagte sie. „Das Körbchen hat mir meinen Wunsch erfüllt!“
„Welchen Wunsch?“, fragte Felix und Lena lächelte breit.
„Hier,“ sagte sie und suchte die schönsten und lustigsten Steine aus ihrem Korb. „Die habe ich heute im Wald gefunden und ich habe mir gewünscht, dass du sie sehen kannst.“
„Der sieht ja aus wie eine Echse!“, rief Felix erstaunt und die beiden Freunde hatten sich viel zu erzählen. Sie verbrachten den ganzen Tag im Wald, spielten Verstecken und sammelten noch mehr bunte Blumen und Steine und was sie sonst noch Interessantes finden konnten. Sie erzählten sich Geschichten, die der andere verpasst hatte und lachten viel. Doch als der Abend näherkam, musste Felix zurück nach Hause.
„Ich wünsche mir, dass du wieder hier wohnst,“ sagte Lena traurig und warf einen kurzen Blick zum alten Korb. Doch dieses Mal passierte nichts – er trug einfach das, was Felix gefunden hatte.
„Das würde ich auch gerne,“ antwortete Felix traurig. „Aber meine Familie lebt jetzt weit weg und ich kann nicht immer so lange verschwunden bleiben.“
Lena wurde nachdenklich. „Vielleicht kann das Körbchen noch mehr helfen“, sagte sie. „ Du kannst ihn ja mitnehmen und dir etwas wünschen. Dann kann ich dich ja vielleicht besuchen!“
„Das können wir versuchen“, stimmte Felix zu. „Ich probiere morgen etwas aus. Wenn es funktioniert, sehen wir uns bald wieder.“
Die beiden verabschiedeten sich voneinander und Lena sah, wie Felix sich nach Hause wünschte. Am nächsten Tag schaffte Felix es tatsächlich, Lena zu sich zu wünschen und die beiden konnten noch einen weiteren Tag miteinander verbringen. Doch mit jedem Wunsch dauerte es länger, bis dieser vom Korb erfüllt wurde. Als sich Lena und Felix zu Ostern getroffen hatten und Felix wieder nach Hause geschickt werden musste, fürchteten beide, dass der Korb gar nicht mehr funktionierte. Nach dem dritten Versuch, sich Felix zurück nach Hause zu wünschen, funktionierte es endlich und Lena sah ihren besten Freund in dem hellen Licht verschwinden.
Lena entschied jedoch, das magische Osterkörbchen vorerst sicher zu verstecken und Felix einen Brief zu schreiben, wo sie ihm genau das erklärte. Vielleicht musste der Korb sich ausruhen oder er funktionierte nicht immer – vielleicht nur zu Ostern. Lena ging tief in den Wald und fand eine alte Eiche mit einer versteckten Höhle. Dort legte sie den Korb hinein und bedeckte es mit Moos und Blättern.
„Hier wird es sicher sein,“ sagte sie und kehrte nach Hause zurück.
Die Tage vergingen, und das Dorf blieb weiterhin ein ruhiger Ort. Lena war froh, dass sie den magischen Osterkorb gefunden hatte und es mit Felix teilen konnte. Obwohl sie das Körbchen nicht mehr bei sich trug, wusste sie, dass es stets in ihrer Nähe war.