In einem verträumten Waldstück, verborgen unter dem dichten Blätterdach alter Eichen, befand sich das gemütliche Zuhause von Mimi Maus. Ihr Nest, liebevoll mit weichen Federn und duftenden Blüten ausgestattet, glich einem verborgenen Juwel, umgeben von der Magie der Natur. Mimi war im ganzen Wald dafür bekannt, eine Sammlung der schönsten Spielsachen zu besitzen. Von glänzend polierten Murmeln, die im Sonnenlicht funkelten, bis hin zu bunten Bändern, die lebendig im Wind wehten – Mimi hatte sie alle. Doch so prachtvoll ihre Sammlung auch war, Mimi hielt sie stets für sich. Sie spielte am liebsten allein, umgeben von ihren kostbaren Schätzen, die sie mit niemandem teilte.

In Mimis Welt galt eine einfache Regel: Was ihr gehörte, blieb ihr.

Sie konnte sich nicht vorstellen, ihre Spielsachen mit jemand anderem zu teilen. Die Vorstellung allein, dass jemand anderes ihre geliebten Gegenstände berühren könnte, ließ sie zusammenzucken.

Eines Tages, während Mimi in der Mittagssonne saß und ihre Murmeln nach Farben sortierte, näherte sich ein neugieriges Eichhörnchen-Mädchen. „Hallo, Mimi! Deine Murmeln glänzen so schön. Darf ich mit dir spielen?”, fragte das Eichhörnchen namens Anja mit einem hoffnungsvollen Blick.

Mimi schaute auf, ihre Pfote fest um eine besonders schön glänzende Murmel geschlossen. „Nein, tut mir leid. Das sind meine Spielsachen. Ich spiele lieber allein”, antwortete sie, ohne die Enttäuschung im Gesicht des Eichhörnchens Anja zu bemerken.

  • „Wieso möchtest du denn nicht mit anderen spielen?“, wollte Anja wissen. Sie befürchtete, dass Mimi sie nicht leiden konnte. Dabei hatte das Eichhörnchen-Mädchen die Maus noch nie mit anderen Tieren spielen sehen. Es hatte ihr Sorge bereitet, dass Mimi einsam war.

    „Ich mag es nicht, wenn jemand meine Spielsachen anfasst. Sie gehören mir“, erklärte die Maus und drückte die Murmel enger an sich. Sie machte sich außerdem große Sorgen, dass plötzlich eines ihrer wertvollen Spielsachen fehlen könnte. Das wollte sie sich gar nicht erst ausmalen!

    Anja zuckte leicht mit den Schultern und meinte nur: „Schade. Aber wenn du es dir anders überlegst, ich bin nicht weit. Deine Murmeln sind wirklich die schönsten im ganzen Wald.”

    Nachdem das Eichhörnchen wieder verschwunden war, wandte sich Mimi wieder ihren Spielsachen zu. Doch das Glitzern der Murmeln schien plötzlich nicht mehr ganz so hell. Sie fragte sich, ob ihre Spielsachen wirklich nur ihr allein Freude bereiten sollten.

  • Trotz dieses kleinen Zweifels schüttelte Mimi den Gedanken schnell wieder ab. „Was mir gehört, bleibt mein”, wiederholte sie leise für sich und legte die hübsche Murmel zu den anderen zurück.

    Ein paar Tage später kehrte Aufregung in den Teil des Waldes ein. Es gab einen neuen Bewohner! Spike, das freundliche Stachelschwein. Verwunderlich war, dass er nichts als ein paar alte Kiefernzapfen dabei hatte. Diese waren jedoch in seinen Augen wundervolle Spielsachen. Mimi Maus, die aus der Ferne zusah, wie sich Spike ein Nest baute und sein Hab und Gut aufbaute, konnte nicht verstehen, wie Spike so viel Freude an so einfachen Dingen fand.

    Tag für Tag beobachtete sie das Stachelschwein, wie es lachte und spielte, vollkommen zufrieden mit dem, was er hatte.

    Nach einigen Tagen des Nachdenkens und Zögerns entschloss sich Mimi zu einem mutigen Schritt. Sie nahm eine ihrer glitzernden Murmeln und rollte sie vorsichtig in Spikes Richtung.

Die Überraschung und Freude in Spikes Augen, als er die Murmel fand, war unbeschreiblich. Er blickte auf, suchte nach dem Ursprung dieses Geschenks und als sich ihre Blicke trafen, breitete sich ein breites Lächeln auf seinem Gesicht aus.

„Möchtest du mit mir spielen?”, fragte Spike, die Murmel in der Hand haltend und zu Mimi schauend. Mimi, die sich bisher immer gescheut hatte, ihre Spielsachen zu teilen, fühlte sich plötzlich überwältigt von einer Welle der Aufregung. „Ja, das möchte ich sehr gerne”, antwortete sie schließlich glücklich.

Was zunächst als vorsichtiges Angebot begann, entwickelte sich rasch zu einer tiefen Freundschaft. Täglich kamen Mimi und Spike zusammen, um gemeinsam zu spielen und Abenteuer zu erleben. Zu Mimis Erstaunen bereicherte das Teilen ihrer Schätze das Spielerlebnis um ein Vielfaches.

Mimi zeigte Spike, wie man mit den Murmeln Ziele treffen konnte, indem sie sie sanft zwischen den Wurzeln der Bäume rollen ließen. Gleichzeitig waren die funkelnden Perlen sehr gut geeignet, um sie zu verstecken und anschließend zu suchen. Sie konnten gemeinsam Formen mit den Murmeln bauen und austesten, wer diese am weitesten rollen konnte. Spike hatte am Anfang noch Probleme damit, doch Mimi freute sich, ihm zeigen zu können, wie er die Murmeln richtig in den Pfoten halten musste.

Spike brachte Mimi mit seiner geschickten Art bei, wie die Kiefernzapfen in einem lustigen Wettrennen über kleine, aus Zweigen gebaute Rampen springen konnten. Zusammen lachten sie über die unerwarteten Sprünge und Drehungen ihrer einzigartigen Spielzeuge und jeder Erfolg wurde gemeinsam gefeiert.

Doch das war erst der Anfang. In den folgenden Tagen gesellten sich weitere Tiere des Waldes zu ihnen. Wanda, die Libelle und Freddy, der Biber, wurden Teil ihrer Spielrunden. Gemeinsam erfanden sie neue Spiele, lachten zusammen und erlebten Abenteuer, die Mimi nie für möglich gehalten hätte.

Eines Tages, als sie nach einem langen Spielnachmittag zusammensaßen, sagte Mimi: „Ich hätte nie gedacht, dass Teilen so viel Freude bereiten kann. Eure Freundschaft bedeutet mir mehr als alle Spielsachen der Welt.”

Spike antwortete mit einem Grinsen: „Uns bedeutet diese Freundschaft auch viel! Es macht so viel Spaß, die Abenteuer mit euch zu erleben. Ich bin froh, hierher gekommen zu sein.”

Wanda, die über ihnen in der Luft schwebte, ließ sich neben Mimi nieder und sagte: „Und wir haben gelernt, dass Freundschaft das schönste Geschenk ist, das man teilen kann.”

Freddy, der mit einem Stock im Wasser planschte, fügte hinzu: „Genau, Mimi. Und das Beste daran ist, dass Freundschaft wächst, je mehr man sie teilt.”

Mimi hatte in der Zeit ein Tier nicht vergessen und sie wollte es wiedergutmachen, dass sie so gemein gewesen war.

Entschlossen, den verlorenen Moment wiedergutzumachen, machte sich Mimi am nächsten Tag auf die Suche nach dem Eichhörnchen-Mädchen namens Anja. Sie fand sie schließlich auf einer Lichtung, wo das Eichhörnchen versuchte, aus kleinen Zweigen und Blättern ein eigenes Spiel zu basteln.

„Hallo Anja“, begrüßte Mimi das Eichhörnchen, das sie überrascht ansah. Mit der Maus hatte sie gar nicht mehr gerechnet. „Hallo Mimi, wie geht es dir?“, fragte Anja freundlich wie immer.

„Ich wollte mich entschuldigen, dass ich vor ein paar Tagen so gemein zu dir gewesen bin“, erklärte Mimi und senkte etwas den Kopf. Jetzt, wo sie erkannt hat, wie viel Spaß es macht, die Freude zu teilen, schämte sie sich.

„Das ist schon in Ordnung, Mimi. Ich verzeihe dir“, sagte Anja und klopfte Mimi auf die Schulter. Die Maus strahlte sie daraufhin an. Sie hatte schon Sorge gehabt, dass sie das Eichhörnchen-Mädchen verschreckt hatte.

„Wirklich? Möchtest du mit mir und meinen Murmeln spielen?”, fragte Mimi, eine ihrer schönsten Murmeln hervorholend.

Das Gesicht des Eichhörnchens erhellte sich und mit einem freudigen „Ja” begann eine weitere Freundschaft zu blühen.

Anja nahm ihre Blätter und Stöcker an sich, um Mimi zu ihren anderen Freunden zu folgen. Durch die vielen unterschiedlichen Tiere und Spielsachen hatte sich eine beachtliche Sammlung zusammengetragen. Täglich kamen sie auf eine neue Idee, denn ihrer Fantasie waren keine Grenzen gesetzt.

Die Maus hatte gelernt, ihre Spielsachen zu teilen und auf diese Art neue Freunde gefunden. Mimi war durch diese Erkenntnis zu einer anderen Maus geworden. Sie war freundlich und hilfsbereit zu anderen und nicht mehr besitzergreifend oder gar egoistisch. Denn Teilen war besser als allein zu sein.